raumkontor
Innenarchitektur

AIT Award 2012

DESIGN IST GESPRÄCH

O, große Kräfte sind's, weiß man sie recht zu pflegen, die Pflanzen, Kräuter, Stein' in ihrem Innern hegen. William Shakespeare

Die Gesamtgestaltung der Apotheke am Wilhelmsplatz spielt an und nimmt Bezug auf den Ursprung der apotheca, dem Aufbewahrungsort für dieses und jenes, für die Vorräte und den Wein – in den Klöstern aber insbesondere für die Drogen, für das Getrocknete, also für die heilenden Kräuter. Diese althergebrachte Bedeutung ist aufgeladen mit vielfältigen positiven Bildern und Assoziationsfolgen, die immer den wohlbedachten Einsatz der sich mit der Natur in Einklang befindlichen, gesundheitsförderlichen Maßnahmen umkreisen.

Diese ganzheitliche Betrachtung hat auch heute noch ihren Wert, auch wenn das ein oder andere Kraut einem Medikament anderer Provenienz gewichen ist.
Den Patienten hier abzuholen, bei seinen persönlichen Erfahrungen und Erinnerungswelten, das ist der konzeptionelle Ansatz der Gestaltung. Und dabei auch Gefühle zuzulassen, die sich einstellen allein bei den Wortbildern wie der Lichtnelke oder dem Hirtentäschel : etwas Vertrautes und Wohltuendes, sowohl die Seele als auch den Körper Beruhigendes.

Großformatige Bildwelten im wörtlichen Sinn über alles zu legen, über die Warenpräsentation und die Apothekerschränke, ist die tragende gestalterische Geste, die auch die Einbeziehung vorhandener traditionsreicher Einzelstücke zulässt.
Design wird dabei zum Gesprächsanlass – aber nicht über sich selbst, sondern über die dem Ort gemäßen Themen der Gesundheit.
Design ist aber zugleich im doppelten Sinne Gespräch –über das zu Sehende genauso in seiner narrativen Struktur als einnehmendes und einprägsames Element, beschreibbar und damit erinnerbar.

Innenarchitektur ist damit über eine mit großer Selbstverständlichkeit gewährleistete Funktionalität hinaus prägender Bestandteil einer Unternehmensidentität. In der Nachdrücklichkeit des Raums werden Schlüsselbilder erzeugt, die auf anderen Ebenen des Corporate Designs aufgegriffen und verdichtet werden.

So entsteht als Ganzes eine visuelle Eigenständigkeit, die in ihrer Wirkung ideell und merkantil gewinnbringend ist.

Das Projekt zeigt, dass ein starkes konzeptionelles Rückrat, gepaart mit einer emotional ansprechenden gestalterischen Umsetzung, auch im Rahmen bescheiden budgetierter Projekte eine starke Wirkung entfalten kann.